Page 23 - Programm Kinderoper Märzenburg
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Abschiedslied des Königs
Kinder, ich bitt’ euch geschwind her zu mir, Kinder, ich bitt’ euch, seid ihr die jungen
der Vater, er braucht Euch, steht bei, seid Bäume,
um mich! blüht auf, tragt Früchte und trauert nicht
um mich!
Ich habe euch eine letzte Geschichte zu
erzählen: Vertraut der Familie, seid eingedenk all
dessen,
Ein alter Baum in der Mitten sich findet was ich euch gelehrt,
in einer Gruppe noch sehr junger Bäume. gewährt mir den letzten, den wichtigsten
Geschützt vor Winden und heftigen Böen, Wunsch:
teilt er sein ganzes Wissen dieser Welt.
Ihr Drei bleibt beieinander, schützte euch
Im Winter, wenn Schnee alle Bäume be- und gebt Acht,
deckt, für Euch ist gesorgt mit gar herrlicher
tragen die Äste oft eisschwere Last. Pracht,
Der alte Baum ist vielfach verzweigt, dieses Heim und das Gold hier ist Eures,
drum drückt ihn der Schnee mit großer teilt gerecht und seid eures Lebens froh!
Macht.
Du, meine Tochter,
Die Bäume um ihn sind kräftig und jung, Du, meine Tochter,
sie biegen ihr Geäst ohne Müh’n. Du, meine Tochter,
Doch müssen sie sehen, dass der alte Ihr Drei!
Baum,
der sie soviel von der Welt gelehrt, Steht beisammen und versprecht mir zur
geschwächt ist, die Äste sind spröde und Hand,
starr. dass ihr Euch kümmert, mit all eurer Kraft,
Sie können ihm nicht helfen, dass ihr nutzt Eure Jugend!
diese Prüfung zu überstehen.
So raun’ ich Euch ein letztes Lebewohl!
So denkt denn der alte Baum:
All’ mein Wissen, der massige Umfang
des Stamms, all’ die blattreichen Äste,
sie sind jetzt ein ferner Traum, sind
Bestandteil vergangener Sommer.
Im Vertrauen auf die mich umgebenden
Bäume,
die Bäume der Zukunft, die ich alles gelehrt,
die in Zukunft große Früchte tragen werden,
verlasse ich diese Welt, ich lasse zurück
reiches Holz,
aus dem Mensch und Natur Gewinn ziehen
werden.
Schon knackt ein Zweig, es bricht ein Ast,
mit Ach und Krach bricht mein Stamm,
und der alte Baum fällt zu Boden.
Kinder, mir geht’s wie dem alten Baum,
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