Page 139 - 25 Jahre KW Jubiläumsbuch
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Allgäu-Kultur NUMMER 37 MITTWOCH, 13. FEBRUAR 2008
Zeppelinhalle Bühne für kreativen Nachwuchs AZ 13.02.2008
öffnet wieder
Nachgefragt
Allerdings keine
Kulturveranstaltungen » POPSÄNGERIN LYDIA DAHER
Kaufbeuren l AZ l Gute und schlechte Jubiläum Aus bescheidenen Anfängen im Jahr 1988 heraus hat sich die Kaufbeurer „Mir fällt immer
Nachrichten für die Freunde der le- Kulturwerkstatt zum gewichtigen Kinder- und Jugendtheater entwickelt – Feier mit Musical etwas ein“
gendären Zeppelinhalle in Kaufbeu-
ren. Nachdem das Gebäude mit der VON STEFAN DOSCH „Irgendwo in Europa“ kann überall auf der Welt sein: Schon einmal hat die Kaufbeurer Kulturwerkstatt das Musical über Kinder- Lydia Daher (27), die
markanten hölzernen Dachkon- schicksale in Kriegszeiten auf die Bühne gebracht. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Kinder- und Jugendtheaters wurde in Augsburg lebt,
struktion drei Jahre lang als Lager- Kaufbeuren Fast könnte man mei- das Stück nun neu einstudiert. wurde fast über Nacht
halle für die Aktienbrauerei diente, nen, die beiden Eckpunkte stünden Foto: Christoph Jorda zur großen Entde-
öffnet sie jetzt wieder ihre Pforten nicht miteinander in Beziehung. ckung in der deutschen
für Veranstaltungen. Dort der Anfang – eine Handvoll der Kulturwerkstatt, dass in jedem eine je nach Platzbedarf variable Cornelia Funkes „Drachenreiter“ Popmusik.
junger, theaterbegeisterter Leute, ein kreatives Potenzial vorhanden Tribüne. Nicht weniger bedeutsam und Aristophanes’ „Lysistrata“ vor-
Allerdings kann sie nicht wieder – die in einem Jugendzentrum zum ist, zeigt sich immer wieder auch in bei allen Vorhaben ist das engma- genommen hat und bis dahin erst Füssen Obwohl der Tour-Kalender
wie früher – für Rockkonzerte ge- Workshop zusammenkommen. Und integrativen Projekten. Unter den schige Netz freiwilliger Helfer – be- einmal mit dem Musical „Irgendwo von Lydia Daher proppenvoll ist,
nutzt werden. Die Auflagen der hier und heute zwei selbstbespielte zahlreichen nach Alter gestaffelten vor die neue Tribüne kam, schaufel- in Europa“ herauskommt. kam sie zur Eröffnung des neuen
Stadt zur Wiedereröffnung sind Theaterhäuser mit mehreren Büh- Gruppen gibt es auch ein Behinder- ten Kulturwerkstatt-Eltern erst mal Füssener Jugendtreffs. Unser Mit-
nämlich streng. Vorerst dürfen nur nen, ein umfangreicher Saisonplan, tentheater, das erst im Herbst mit einige Tonnen Schutt von der Stelle. Das Stück der beiden Ungarn arbeiter Werner Hacker stellte ihr
brauereieigene Festlichkeiten, etwa alle sechs, acht Wochen eine Neuin- eigenem Stück vors Publikum trat. Ein Stück für viele Spieler Lásló Dés und István Nemes, ein dort einige Fragen.
ein Bockbierfest, sowie eine Feuer- szenierung, insgesamt knapp 250 Bei einer solchen Erfolgsgeschichte Kinderschicksal in kriegerischer
wehrfeier stattfinden. Für eine wei- Kinder und Jugendliche unterm Die kontinuierliche Arbeit mit wäre zum Jubiläum eigentlich ein Zeit, hat die Kulturwerkstatt schon Frau Daher, Sie waren in der Mann-
tergehende Betriebserlaubnis wären Dach. Im Lauf von 20 Jahren hat der Vielzahl von Kindern und Ju- großes Fest zu erwarten gewesen. einmal aufgeführt, 1998 zum zehn- heimer Feuerwache zu hören, oder
zusätzliche Sanierungs- und Schall- Kaufbeurens Kulturwerkstatt eine gendlichen wäre nicht möglich ohne Die Kulturwerkstatt aber be- jährigen Bestehen. Dass es nun wie- auch im renommierten Hamburger
schutzmaßnahmen notwendig, er- Metamorphose von bescheidenen solide finanzielle Basis. Dafür sorgt schränkte sich auf ihr eigentliches derum, in einer Neuinszenierung Schauspielhaus. Wie fühlen Sie sich
klärt Brauereichef Peter Martin. Anfängen zur tragenden Säule im vor allem die private Antonie-Zau- Geschäft und legte für die Jubilä- auf den Plan gerufen wird, hat sei- auf der kleinen Bühne des Füssener Ju-
kulturellen Leben der Stadt durch- ner-Stiftung, aber auch auch die ums-Saison 07/08 lieber einen üppi- nen Grund vor allem in der Tatsa- gendtreffs?
Kultur-Szene laufen. Stadt engagiert sich nach Kräften. gen Spielplan vor, der mit Brechts che, dass möglichst viele Kultur- Daher: Der Jugendhausleiter hat mir
Vergangenes Jahr wurde ein ambi- „Dreigroschenoper“ begann, die werkstatt-Mitglieder (80 insgesamt) eine freundliche Einladung ge-
KEMPTEN Im Kern ist die Kulturwerkstatt tionierter Plan auf dem Weg ge- Kaufbeurer Theatertage im No- aus sämtlichen Alterstufen (von fünf schickt. Weil es mir große Freude
ein Kinder- und Jugendtheater. Im bracht, mit dem die Kulturwerkstatt vember mit der Darbietung elf ver- bis 20 Jahren) gemeisanm auf der macht, an ganz unterschiedlichen
Jazz mit A-Cappella-Chor eigenen Theater Schauburg oder in zukunftsfähig gemacht werden soll schiedener Eigenproduktionen in Bühne agieren können. Insofern ein Orten aufzutreten, kam ich hierher.
der KW 2, dem zweiten Standort, und der ein Finanzvolumen von Beschlag nahm, fürs Frühjahr sich ideales Jubiläumsstück – das viel- Mein Programm mit Gedichten und
Das Kemptener A-Cappella-En- werden Stücke einstudiert und auf 300 000 Euro umfasst. Als erste leicht auch noch bei künftigen An- Songs vom Schlager bis Rock‘n Roll
semble „Just for Fun“ tritt am die Bühne gebracht. Doch der Maßnahme erhielt die Schauburg lässen seinen Dienst tun wird. stelle ich in Clubs und Kneipen ge-
Donnerstag, 14. Februar, im Wirts- Selbstentwurf der städtisch getrage- nauso gerne vor, wie in Literatur-
haus Klecks auf. Zu hören sind nen Einrichtung weist über den häusern und auf Theaterbühnen.
Jazz-Arrangements. Beginn: 20 Rampenhorizont hinaus. Man will Ich muss und will viele unterschied-
Uhr. Karten unter 0831/29276. hier keine jungen Leute zu Schau- liche Bühnenerfahrungen sammeln,
spielern machen (obwohl es einige weil ich mit meinem Musik-Pro-
OBERSTDORF gibt, die diesen Weg gegangen sind), gramm noch nicht so lange unter-
man sieht sich, ohne jegliche Dog- wegs bin. Im Jugendtreff zu spielen,
Chiemgauer Volkstheater matik, lieber als ein Biotop, das He- hat für mich dabei einen besonderen
ranwachsenden Orientierung bei Reiz, auch wenn meine Texte vor al-
„Wärst’ doch in Kentucky blieb’n“ der Persönlichkeitsentfaltung bie- lem ein Publikum ansprechen, das
heißt ein Lustspiel von Ulla Kling, tet. gleichaltrig und älter ist als ich. Aber
das am Donnerstag, 14. Februar, im Viele übernehmen Verantwortung ich kann ja auch ganz ordentlich
Oberstdorfhaus aufgeführt wird. Die Mittel, die das Theater dazu be- rappen. Das haben mir die Jugendli-
Zu Gast ist das Chiemgauer Volks- reitstellt, erscheinen dem Kultur- chen in Füssen mit Beifall bestätigt.
theater (20 Uhr). werkstatt-Leiter Thomas Gar-
matsch und seinen Mistreitern gera- Sie wirken für eine junge Profimusike-
MARKTOBERDORF de recht, sieht man sich doch beein- rin erstaunlich selbstbewusst. Gar nicht
flusst von einem erweiterten Thea- nervös vor den Zuhörern?
Höhepunkte aus Musicals terbegriff, wie ihn etwa der Daher: Doch schon, und wie! Aber
„Rhythm is it“-Choreograph Roys- immer nur unmittelbar vor jedem
„Musical Fieber“ heißt es am Sams- ton Maldoom propagiert. Das Auftritt. Auf der Bühne konnte ich
tag, 16. Februar (20 Uhr), im Mo- schlägt sich nieder im hierar- mich bisher immer auf meine Spon-
deon. Bei dieser Show sind Höhe- chischen Umgang. Hier komman- taneität verlassen. Wahrscheinlich
punkte aus Musicalproduktionen diert nicht nur der Chef, Verant- hat das Publikum sowieso längst ge-
von Cats bis Dirty Dancing zu sehen wortung übernehmen viele, bis hi- nug von der Konservenmusik, die
und zu hören, beispielsweise „Ich nein in die Inszenierungen, wo den heute überall gespielt wird. Ich ma-
war noch niemals in New York“ älteren Kulturwerkstatt-Mitglie- che meine eigene Sache, und wenn
(Udo Jürgens). Karten unter Tele- dern nach Tutorenprinzip jüngere mir auf der Bühne mal ein Fehler
fon 01805/132 132. Spieler zugeordnet sind. Das Credo passiert, fange ich beispielsweise
nach einer improvisierten Zwi-
FÜSSEN Die Kulturwerkstatt einst und heute schenmoderation den Song noch-
mals an. Bisher ist mir noch immer
„Abend der Verliebten“ Ein Mann, der (fast) immer unter Strom steht: Thomas Garmatsch, Leiter und Inspi- ● 1988 erster Theaterworkshop im ● Kinderstücke, Selbstverfasstes, etwas Unterhaltsames eingefallen.
rator der Kaufbeurer Kulturwerkstatt.- Kaufbeurer Jugendzentrum. Klassiker des Welttheaters: In den
Zu einer Valtentinsgala mit dem Foto: Mathias Wild ● 1992 eigene Probenbühne im Mar- 20 Jahren ihres Bestehens hat die Kul- Ihr Erfolg kam sehr schnell. Spüren
Untertitel „Ein Abend der Ver- tinsheim, das bis vor kurzem auch turwerkstatt fast 150 Theatertexte Sie nun einen Druck?
liebten“ lädt das Festspielhaus am die städtische Musikschule beherberg- einstudiert. Daher: Nein, ich freue mich, dass an-
15. und 16. Februar (jeweils 19.30 te. dere offenbar die Gedichte und Lie-
Uhr) ein. Zu sehen und zu hören ● 1996 Jugendkulturpreis der Stadt O Das neue Stück der Kulturwerkstatt, der mögen, die ich in meinem Augs-
sind Liebesszenen aus bekannten Kaufbeuren. burger Zimmer geschrieben und
amerikanischen und deutschen Mu- ● 2000 Umzug in die Schauburg, ein das Musical „Irgendwo in Europa“, hat eingespielt habe. Die Leute wissen
sicals wie Elisabeth, Tanz der früheres Kino. Umbau zum Theater. Premiere in der Schauburg am Freitag, es zu schätzen, wenn ich den Alltag
Vampire oder Ludwig2. Durch den ● 2007 Umbau und Eröffnung der 15. Februar. Weitere Vorstellungen finden poetisch beschreibe und dabei zu-
romantischen Abend führen Janet KW 2, des zweiten Hauses, das vor statt am 22., 23. und 29. Februar sowie weilen ernst und oft auch ziemlich
allem Werkstattzwecken, aber auch als am 1., 7. und 8. März (alle 19.30 Uhr). ironisch bin. Es ist ein schönes Ge-
2008Chvatal, Jan Ammann und Bruno Spielort dient. Karten gibt es bei Lotto Engels, Telefon fühl, dass die von mir mal mit, mal
(08341) 23 13. ohne Musikbegleitung vorgetragene
Grassini, die alle im Ludwig-Mu- Sicht der Dinge den Zuhörern ge-
sical mitmachten, sowie Sarah Wie ein Soldat den Freche Kunst stellt fällt. Unsere Welt braucht noch
Schütz. Begleitet werden sie von mehr Poesie.
der „Musical People Band“, der
ehemaligen Tanz-der-Vampire- Kultur-Leserbrief
Band aus Stuttgart.
KEMPTEN
Musikantenstadl kommt