Page 115 - 25 Jahre KW Jubiläumsbuch
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Diese besonderen Menschen lehrten ihn alles über Mimik und Gestik, denn viele von ihnen
konnten nicht sprechen, waren aber absolute Meister im Ausdruck und in der sprachfreien
Kommunikation. Sie lehrten ihn alles über Gefühle und Emotionen, denn sie hatten nicht die
Benimmregeln im Kopf, sondern waren absolute Meister im Vertrauen auf ihr Gefühl.
Diese besonderen Menschen lehrten ihn auch alles über„das Sein“, denn viele von ihnen konn-
ten zwar nicht rechnen oder lesen, waren aber super Lehrmeister im„Ich bin“. Sie lehrten ihn al-
les über Spontanität und Intuition, denn viele von ihnen waren absolute Meister im Hineinfüh-
len in den Anderen. Auf diese Weise lösten diese besonderen Menschen seine Blockaden und
putzten alle verstopften Kanäle durch. Sie führten ihn seiner wirklichen Bestimmung entgegen.
Und so konnte er seine Anlagen, persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten ausprägen und
verfeinern.
Die tägliche Arbeit und Begegnung mit den Kindern und Jugendlichen brachte ihm Ansporn
und Energie. Während andere abends müde und kraftlos nach Hause gingen, war der Junge
nicht zu bremsen und er gründete seine erste Theatergruppe: die„Kraut und Rüben“. Jeden
Freitagnachmittag trafen sie sich in den Räumen der Lebenshilfe - Tagestätte.
Anfangs waren es nur eine Handvoll Kids, bald aber wurde die Gruppe immer größer. Hier war
endlich jemand, der sich ganz auf die Kinder einlassen konnte, der ihre Bilder und Vorstellungen
verstand, ja, sogar noch anheizen konnte, da er selbst mit einer enormen Phantasie und Vor-
stellungsgabe gesegnet war. Hier war endlich jemand, der die Blicke der Kinder verstand, ihnen
dort begegnete, wo sie waren und sie fördern und anschieben konnte, damit sie sich weiterent-
wickeln und über sich selbst hinaus wachsen konnten.
Der liebe Gott musste mittlerweile bereits schmunzeln, denn die dicke, graue Wolke über der
Stadt bekam endlich ein paar Sonnenlücken. Man hörte hier und da Kinderlachen, Einzelne
halfen sich oder hatten Verständnis für einander, es gab wieder ein Miteinander und die Stadt
bekam wieder mehr Farbe.
Als der junge Mann seine Erzieherausbildung beendet hatte und eigentlich andere Wege
beschreiten wollte, brachten ihn schwierige Umstände nochmals an seinen Lernort und zu den
Menschen mit den besonderen Fähigkeiten zurück. Es sollten für ihn noch einige wichtige und
vor allem prägende Begegnungen stattfinden. In dieser Zeit wurde er umschwärmt von vielen,