Page 114 - 25 Jahre KW Jubiläumsbuch
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Erinnerungen
Jubiläum der KW
Eines Tages schaute der liebe Gott auf die Erde und entdeckte eine große graue Wolke über
dem Allgäu. Dies verwunderte ihn sehr, denn sie lag über Kaufbeuren und dort war doch
eigentlich immer recht viel geboten. Kein noch so großer Sturm konnte dieses große graue
Monstrum nur um einen Millimeter weg bewegen, es lag wie fest zementiert über der Stadt.
Bei genauerem Hinsehen wurde ihm klar, warum die graue Wolke immer größer und schwerer
wurde: Die Kinder in dieser Stadt hatten sich verändert. Sie waren lustlos und schlecht gelaunt,
hatten wenig Freude in ihrem Alltag, man hörte nur selten ein Lachen, nichts machte ihnen
mehr Spaß und es herrschte unter ihnen viel Zwietracht, Neid und Streit. Es war ein Trauerspiel,
sich dies anschauen zu müssen und der liebe Gott sinnierte lange Zeit, wie er den Kindern in
Kaufbeuren helfen könnte.
Da hatte er die zündende Idee: er schickte ihnen einen Jungen und stattete diesen mit den
entsprechenden Eigenschaften aus. Von klein auf war er ein Wirbelwind und Treibauf, der kaum
im Zaum zu halten war. Er hatte endlos viele Energien und Kraftreserven, mit denen er einer-
seits die Welt entdeckte und andererseits versuchte, alle in seinem Umfeld für die Kleinigkeiten
und Wichtigkeiten seines Lebens zu begeistern. Immer war er auf der Suche nach Neuem und
Besonderem, und was er in der realen Welt nicht gab, fand er in seiner großen Phantasie. So
gut dies auch für sein kindliches Gemüt gewesen sein mag, manchen seiner Lehrer brachte er
doch fast dazu, den Beruf an den Nagel zu hängen. Der liebe Gott musste schon grinsen, denn
er sah, dass die Wolke über Kaufbeuren bereits ein wenig hellgrauer wurde.
Trotz allem war der Junge aber noch nicht so recht in der Lage, seine Fähigkeiten entsprechend
einzusetzen. Er konnte sich anstrengen und seine letzten Kraftreserven mobilisieren, er konnte
versuchen, andere zu begeistern und mitzureißen, doch immer fehlte der letzte Funke, der das
Feuer entzündete.
Der liebe Gott betrachtete einige Jahre lang seine Bemühungen, bis er beschloss, ihn zu den
besten Lehrmeistern zu schicken, um seine Fähigkeiten endlich voll zur Geltung zu bringen.
Und so begann der Junge eine Ausbildung zum Erzieher bei Menschen mit Behinderung.