Page 107 - 25 Jahre KW Jubiläumsbuch
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Erinnerungen
Wie ich zum Fotografieren für die KW kam...
Lange ist‘s her. Die erste Fassung von„Irgendwo in Europa“. Aufgeregte Erwachsene („Sitzt die
Frisur? Passt die Handtasche zu den Schuhen? Mann, bin ich heute heiser!“), zur Aufmunterung
fließt Alkohol, bald sogar für die Kinder richtig gut sichtbar: Sekt, Cognac... bis Thomas ent-
schieden eingreift, also, Schluss jetzt, wir seien wirklich kein Vorbild für die Kinder (100 Groß
und Klein tummeln sich in der Garderobe vom Stadttheater, klar, dass jeder Alkoholgeruch den
entlegensten Winkel erwischt...). Na gut, muss halt ohne Doping gehen...
Auch ich bin aufgeregt: Mein Comeback nach 30 Jahren! Endlich auf einer deutschen Bühne!
Ich spreche mir meinen Text immer wieder vor, ein ganz entscheidender Satz ist es, ungefähr so
klingt er:„Bist du zurückgekehrt? Bist du nicht mehr in der Stadt?“ (gut, zwei Sätze) Mann, so
eine Aufregung!! Wenn der Satz nicht ankommt!!
... und der kommt NICHT an. Offensichtlich ist mir Französin nicht aufgefallen, dass Bühnen-
deutsch etwas anderes ist als Alltagsdeutsch, Küchendeutsch oder was auch immer. Ich muss
allmählich um meinen Satz ringen, dass er nicht französisch klingt, Leute JETZT bin ICH mal
dran, hey... fällt aber niemandem auf. Ol. Kr. (Name durch die Redaktion geändert) macht immer
wieder eine wegwerfende Handbewegung, sobald die arme Frau, die ich darstelle, sich vor-
wagt. Irgendwann (nicht in Europa, sondern in Kaufbeuren) muss ich mich geschlagen geben,
der Satz verschwindet vom Text, die Scheinwerfer brennen auf andere runter.
Aber inzwischen ist etwas viel Spannenderes für mich zu beobachten: diese vielen Gesichter,
jung und etwas älter, diese Posen. Die, die in den Rollen, die, die nicht in den Rollen sind, das
Unvorhergesehene, das Nebensächliche, das Rührende, alles springt einen an, wenn man nur
2005