Page 29 - Programm Kinderoper Märzenburg
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Die Sage von der Märzenburg

Die Märzenburg bei Kaufbeuren

(Die originale Sage aus dem Buch „Allgäuer Sagen“ von H. Endrös und A. Weit-
nauer)

Kurz vor Kaufbeuren, wo der Wertachrain zur Talsohle abstürzt, stand vor Zeiten die
Märzenburg.NochimvergangenJahrhundertwußtemanvonunterirdischenGängen
zu erzählen, in denen man angeblich bis zur Kaufbeurer Martinskirche laufen konn-
te. Auch die Flurnamen dieser Gegend, wie entweder „Schwesternwald“ oder der
„Hexenweiher“, lassen allerhand Geheimnisvolles vermuten.
Als letzte Nachkommen reicher Kreuzfahrer, die aus dem Orient eine unheim-
liche Menge puren Goldes mitgebracht hatten - es hieß, als Beute aus einem
zerstörten Götzentempel der Sarazenen - lebten der Sage nach in uralten Zeiten
auf der Märzenburg drei Jungfrauen. Eine von ihnen hatte einen aus dem heiligen
Land mitgebrachte Sklaven zum Vater und war deshalb pechschwarz. Eine der
beiden anderen Schwestern war blind geboren.
Als nun diese drei die Burg samt ihrem ungeheuren Goldschatz erbten, wurde
die Blinde, als es ans Teilen ging, von den beiden anderen Schwestern elendig-
lich betrogen. Jedesmal, wenn das reihum gehende Scheffelmaß für die blinde
Schwester mit Goldstücken gefüllt werden sollte, stellen die zwei bösen Schwes-
tern den Scheffel verkehrt auf den Tisch, mit dem Boden nach oben. Darauf leg-
ten sie ein paar Goldstücke und ließen es die Blinde befühlen. Schließlich aber
merkte diese den Betrug doch und sprach einen furchtbaren Fluch. Da erbebte
die Burg in ihren Grundfesten und versank grollen in der Tiefe. Noch drei Tage
hernach hörte man von unten herauf den Hahn krähen ...

An dem Ort, an dem die Burg versunken ist, steht heute mitten im Wald ein Ge-
denkstein!

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